Unsere drei Kandidaten zur Wahl des Mr. Fetish Hessen 2025 stehen fest.


Fetish? Don’t dream it – be it!

Die achtziger Jahre – geprägt von AIDS und der Angst vor Ausgrenzung und Demütigung. Auch ich habe geliebte Menschen an diese Krankheit verloren. Das habe ich mir nicht gewünscht aber es hat mich stark gemacht. Öffentlich entwickelte sich eine gewisse Akzeptanz für Schwule, zum Beispiel in Fernsehserien. Die Band „Frankie goes to Holywood“ landeten mit dem fetischlastigen Video „Relax“ einen Riesenhit. Was war das bloß für ein Song, der auf den Index gesetzt wurde? Verbotenes ist halt interessanter. Mich hat das damals schon ziemlich angemacht, Kerle mit Muir Cap und Gummishirt. In diese bunte Zeit fiel auch mein erstes, schwules comming-out. Mein Interesse an Matorradfahrern in Leder oder Blicke nach Bauarbeitern und Handwerkern in Zunfthosen begannen plötzlich Sinn zu machen.

Ende der 80er folgte mein „comming public“, also meine offenes Bekenntnis schwul zu leben und dem „Don’t dream it, be it“ Prinzip zu folgen. Ich begann mich im Switchboard als ehrenamtlicher Barmann zu engagieren und hatte dort meinen ersten Kontakt zum FLC. Vor fast unglaublichen 37 Jahren habe ich dann auch bereits am FLC-Clubausflug (damals noch unter dem Namen „Himmelfahrtskommando“) teilgenommen. Aber ich war damals eher ein „Beobachter“ als tatsächlich aktiver Teilnehmer. Mit meinem Partner folgten Jahre voller Reisen und Abenteuer. Mit ihm zusammen die Welt erkunden war das Größte. Er war damals Vorstandsmitglied und ich kam durch ihn auch dem FLC wieder ein Stück näher. Aber auch hier machte der Tod einen Strich durch die Rechnung. Es folgten einige Jahre Rückzug bis ich mich wieder aufgerappelt habe und ich erkannte “Das Leben ist JETZT !” Es war wie eine einsetzende Pubertät und ein zweites comming-out. Dieses Mal mit dem Schwerpunkt auf Fetisch- und BDSM. Auf geht’s, das umzusetzen was man sich lange nicht traute. In Warnschutzklamotten zur Arbeit radeln, endlich den Motorradführerschein machen, auf dem Steppenbrand in den Schlammteich springen, im Lederoutfit in die Oper, dann selbst in den FLC eintreten, in Zunftklamotten mein eigenes Spielzimmer gestalten oder einfach mal entspannt in den Seilen hängen … Und eine neue Liebe, ein neuer Partner, der die gleichen Leidenschaften und Fetische teilt, machen mein Leben komplett.

Nun – im schon etwas gesetzteren Alter – endlich angekommen, wo ich schon immer sein wollte. Ich bin Jörg: Ingenieur, Kollege, Ehrenamtler, Kumpel, Witwer.

Aber ich bin auch Bull-Bear: Motorradfahrer, Ledermann, Zunftliebhaber, Rubberkerl, Steppenbrandler, Fetischist … und vieles mehr. Alles von dem ich als junger Mann schon geträumt hatte. Man muss sich nur trauen.

DON’T DREAM IT. BE IT!


Gude, Tach, Salut, Moin und Hey,

ich bin der Gerry, bin 38 Jahre alt und ich kandidiere für den Titel MR. FETISH HESSEN 2025.

Doch warum will ich das eigentlich und wer bilde ich mir überhaupt ein, zu sein diesen Titel anzustreben? Ich hab fast mein Leben lang in Berlin gelebt. Eine Stadt, in der Fetisch schon einen hohen Stellenwert hat. Durch meine Arbeit als Kundenbetreuer für diverse Dating-Seiten bin ich mit dem Thema noch mehr in Berührung gekommen. Und das schon vor gut 14 Jahren.
Ich tastete mich sehr langsam an das Ganze heran und nach vielen Jahren habe ich dann ein Plätzchen gefunden. Dachte ich zumindest.

Das Gefühl, ein Plätzchen in der Fetisch-Community gefunden zu haben, innerhalb der Petplay Community, hatte ich erst so richtig, als ich nach Hessen gezogen bin. Aber dennoch bin ich hier, teilweise durch Aktionen bei Anderen, auf ein großes Problem gestoßen, welches die Queere, bzw. LGBTQiA*, Community immer weiter zu vergiften droht. Sowohl von innen als auch von Außen: Diskriminierung.
Und das ist kein Problem von jetzt oder gestern. Es ist ein Problem, was in den letzten Jahren stark angewachsen ist. Dies wurde mir auch durch Gespräche mit langjährigen Mitgliedern der Communitys und aktuellen Titelträgern, die ich auf der Easter Berlin treffen durfte, noch mehr bewusst.

Ich beobachte die Probleme innerhalb der Queere- und der Fetisch-Community schon sehr lange. Diese sind so vielfältig wie die Menschen, die sich innerhalb der Communitys bewegen.
Ich kandidiere für diesen Titel, um Aufmerksamkeit für diese Probleme zu wecken. Bodyshaming. Gearshaming. Disabilityshaming. Diskriminierungen. Mental Health. Und noch viel mehr gilt es das alles durch vermittelndes Wissen zu senken. Sei es durch Veranstaltungen oder Social Media.

Gemeinsam mit euch, der Community, möchte ich für mehr respektvollen Umgang sorgen und vor allem auch dafür, dass diese Probleme nicht mehr weggelächelt werden. Sie müssen aufgezeigt und ernst genommen werden. Keine Community ist rosarot. Aber eine Community kann, wenn sie Hand in Hand, Pfote in Pfote, zusammenhält, den Einfluss von außen durch rechte Politik, Konservativität und Missgunst senken und auch an den Problemen innerhalb unserer Communitys arbeiten.
Da ich mich, besonders Fetisch-bezogen, in Hessen sehr wohl fühle, von den meisten Menschen hier sehr positiv auf- und angenommen wurde, möchte ich mit diesem Titel meine Botschaft von Awareness & Respect weitergeben.

Mit dem Titel möchte ich die Mutigen zusammentrommeln, welche für Antidiskriminierung stehen und das auch Leben und nicht nur unsere Fetische heraustragen wollen. Denn wir alle sind Fetisch! Ohne Bedingungen! Ohne Einschränkungen!

WIR ALLE SIND FETISCH!
OHNE BEDINGUNG!
OHNE EINSCHRÄNKUNG!


Es ist mir persönlich sehr wichtig, in allen Lebensbereichen ich selbst sein zu können. Ich möchte frei und offen mit meinem Schwulsein, meiner HIV-Infektion, dem ADHS und natürlich auch meinen Fetischen und Kinks umgehen können. All das sind Facetten meiner Persönlichkeit und gehören einfach zu mir. Ohne Fetisch, ohne Kinks, bin ich einfach nicht ich.

Das beginnt morgens mit dem Anziehen der Socken, bei der Wahl der Sneaks oder wenn ich beim Biken mein MX-Gear trage. Auch wenn das andere um mich herum vielleicht nicht wahrnehmen, gibt es doch (fast) keinen Tag ohne Fetisch oder Kink in meinem Leben. Es muss auch niemand mitbekommen, es geht ja allein um mein Wohlbefinden oder meine Lust.
Wir wissen alle, dass es uns nicht gut tut, wenn wir uns verstecken müssen – aus welchen Gründen auch immer.
Deshalb ist ein offener Umgang mit Fetischen und Kinks auch ein Aspekt der Selbstfürsorge.
Mit meinem Engagement als ‚Caring Kinkster’ nehme ich genau diese Verknüpfung von Fetisch/Kink und der Gesundheit in den Blick.
Ich möchte dazu anregen, die eigenen Vorlieben, Kinks und Fetische zu erkunden und einen selbstbewussten Umgang damit zu finden.
Außerdem gibt es im Fetisch und BDSM-Kontext immer wieder spezifische Fragen zu psychischer und sexueller Gesundheit, die von den meisten Beratungsangeboten nicht oder kaum thematisiert werden. Es wird also höchste Zeit, tiefer einzusteigen und uns noch besser kennenzulernen.

Liebe Grüße

Björn

OHNE FETISCH BIN ICH NICHT ICH.